51 neuen Mitglieder hat die Waldbesitzervereinigung (WBV) Kulmbach/Stadtsteinach im vergangenen Jahr verzeichnet – ein ordentlicher Zuwachs. Insgesamt bewirtschaften die aktuell 2006 Mitglieder eine Fläche von 13448 Hektar Wald. Der Zustrom zur WBV hat natürlich auch einen Grund: die notwendige massenhafte Aufarbeitung von Schadholz durch den Borkenkäfer.
150.000 Festmeter Käferholz in Kulmbach
Waren es vor dem Jahr 2018 immer so um die 50.000 Festmeter Holz, die von der WBV im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet wurden, sind es im zurückliegenden Jahr 150.000 Festmeter gewesen. Und das ist noch lange nicht alles: „Mindestens 30.000 bis 40.000 Festmeter sind noch im Wald“, schätzt Geschäftsführer Theo Kaiser.
Düstere Prognosen für Kulmbach und Stadtsteinach
Seine Prognosen klangen düster: „Wir sehen derzeit ein hohes Potenzial für eine weitere Massenvermehrung“, sagte er. Bislang sei das Käferholz nur teilweise aufgearbeitet. Kaiser empfahl allen Waldbesitzern direkt nach dem Einschlag die Polterspritzung, also die Behandlung der Holzpolter mit zugelassenen Insektiziden als eine Art Ultima Ratio, „auch wenn dies politisch nicht gewollt ist“.
Hauptlast in Sachen Borkenkäfer in Oberfranken
Hintergrund ist, dass Oberfranken bayernweit die Hauptlast in Sachen Borkenkäfer trägt. Von den insgesamt 5,2 Millionen Festmetern geschädigtem Holz, befänden sich 2,1 Millionen Festmeter in Oberfranken. Die Schadensprognose des Landwirtschaftsministeriums geht für das laufende Jahr von weiteren 1,3 Millionen Festmetern geschädigtem Holz im Regierungsbezirk aus.
Borkenkäfer: Wird es dieses Jahr noch schlimmer?
Kaiser glaubt, dass es heuer noch schlimmer wird: Während der Borkenkäfer bislang eher westlich der A9 sein Unwesen getrieben hat, sei er mittlerweile auch im Fichtelgebirge angekommen. Alle Hoffnungen ruhen nun auf den von allen Seiten geforderten Waldumbau. „Die gute alte Fichte wird es über kurz oder lang nicht mehr geben“, so Theo Kaiser.
Waldumbau in Kulmbach geht voran
Die Zahlen der Forstpflanzen, die im zurückliegenden Jahr von der WBV bestellt und an ihre Mitglieder vermittelt wurden, zeigen, dass die Botschaft des Waldumbaus im Kulmbacher Land angekommen ist. Genau 96.140 Forstpflanzen seien 2022 bestellt worden, 71 Prozent davon Laubholz, vor allem Eichen und Buchen.
Gute Preise für Schadholz
Bei der Holzvermarktung hatte sich der Markt für die Fichten dennoch recht gut gestaltet und auch bei der Kiefer habe man für das Schadholz gute Preise erzielen können, sagte der Geschäftsführer. Überhaupt habe sich der Holzmarkt stabilisiert, die weitere Entwicklung hänge nun unter anderem stark vom Export ab. Eine rege Nachfrage verzeichnete die WBV auch für Industrie- und Brennholz sowie für Hackschnitzel, während der Markt für Papierholz komplett zusammengebrochen sei.
Wald und Jagd: Umbau gelingt nur gemeinsam
Götz Freiherr von Rotenhan, der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, sprach über die Zusammenhänge von Wald und Jagd. Der notwendige Waldumbau werde nur gemeinsam gelingen, und zwar mit einer waldangepassten Jagd. Was den Wildverbiss angeht, sehe er keine signifikante Trendwende. Noch immer sei die Hälfte aller Hegegemeinschaften im roten Bereich. Kulmbach sei dabei nicht gerade ein Vorzeigelandkreis. Als Lösungsmöglichkeiten schlug Rotenhan unter anderem vor, die revierübergreifende Zusammenarbeit zu forcieren, die Wildbretvermarktung auszubauen und überhaupt erst einmal ein Problembewusstsein für die Situation zu schaffen.
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