„Der öffentliche Dienst hält den Laden am Laufen. Das sollte auch entsprechend entlohnt werden.“ – Diese zentrale Aussage machte Tina Karimi-Krause, die Bezirksgeschäftsführerin von Ver.di Oberfranken-Ost auf dem Kulmbacher Marktplatz. Ihren Blick richtete sie dabei auf die anstehenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst in der kommenden Woche in Potsdam.
Neben einem deutlichen Lohn-Plus fordert die Gewerkschaft weitere Verbesserungen für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Es war der erste Warnstreik im Bezirk Oberfranken in der Tarifrunde. Nachdem die ersten Verhandlungsgespräche ohne Ergebnis verlaufen sind, rief die Gewerkschaft ver.di gestern die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Kulmbach zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Betroffen von der Protest-Aktion waren die Stadt Kulmbach mit dem Bauhof, das Landratsamt, die Stadtwerke und das Klinikum Kulmbach.
Am Ende des Monats kaum noch Geld übrig
Rund 75 Personen versammelten sich auf dem Marktplatz, um in einem Protestzug in die Kommunbräu zu laufen, die als Streiklokal diente. „Wir haben schon lange vor der Friedenspflicht angefangen, für die Tarifrunde mobil zu machen, weil wir einfach unsere Mitglieder einbeziehen wollten“, sagte Karimi-Krause. Sie verwies sie auf die Inflationsentwicklung sowie die Lebensmittel- und Energiepreise, die allen Beschäftigten zu schaffen machen. Gerade Menschen aus den unteren Lohngruppen könnten am Ende des Monats kaum noch etwas zurücklegen und müssten gar sehen, ob überhaupt noch genug Geld für den Haushalt und die Energiekosten da ist.
Beschäftigte kämpfen mit hohen Energiepreisen
Die Ursache für die hohen Energiepreise sieht Tina Karimi-Krause vor allem im Ukrainekrieg: „In Anbetracht der Umstände und vor allem der schlechten Prognosen ist für mich nicht absehbar, ob es mit der Inflation besser wird oder nicht. Daher haben wir als Ver.di gesagt: Wir wollen keinen realen Verlust für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Es ist überhaupt noch nicht absehbar, wo wir Ende des Jahres stehen werden.“
Ver.di will reagieren
In der Sorge für die Beschäftigten müsse Ver.di jetzt reagieren. „Das tun wir auch, weil wir in den nächsten Jahren im öffentlichen Dienst Tarifabschlüsse gemacht haben, die relativ moderat waren, weil die Inflationsrate meistens unter zwei Prozent lag.“
Viele Zusatzaufgaben während der Corona-Pandemie
Gerade während der Corona-Pandemie habe der öffentliche Dienst weitere Aufgaben übernehmen müssen. Das habe auch dazu geführt, dass in einer angespannten Personalsituation Schichtdienst eingeführt werden musste – was zu zusätzlichen Arbeitsbelastungen geführt habe. Neben einer Tariferhöhung von 10,5 Prozent oder mindestens 500 Euro sowie 200 Euro für die Auszubildenden und einer unbefristeten Übernahme wird fordert die Gewerkschaft eine Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten.
Nächste Verhandlungsrunde steht an
Die nächste Verhandlungsrunde findet in der Faschingswoche statt. Tina Karimi-Krause hofft darauf, dass die Arbeitgeber ein Angebot machen: „Und zwar ein Angebot, bei dem es keinen realen Verlust gibt. Davon können die Beschäftigten tatsächlich leben und bekommen auch mehr Geld in den Geldbeutel. Aber allein mir fehlt der Glaube.“
Unterstützung vom Deutschen Gewerkschaftsbund
Gute Ergebnisse fallen laut Tina Karimi-Krause nicht vom Himmel – und deshalb werden starke Gewerkschaften mit vielen Mitglieder gebraucht. „Wenn ihr darauf wartet, dass sie euch was schenken, dann könnt ihr lange warten.“ Unterstützt wurde der Warnstreik auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Oberfranken mit Gewerkschaftssekretär Frank Bodenschatz: „Neben dem DGB stehen noch acht Gewerkschaften hinter euch, und sie alle bekunden heute ihre Solidarität.“
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