Podcast "Fränkischer Talk" Till Mayer, wie fotografiert man den Krieg? Kriegsfotograf Till Mayer erzählt im Podcast "Fränkischer Talk" von seinen Reisen, von den Momenten, in denen er selbst mit dem Leid nicht mehr umgehen konnte und warum er sich seit dem Angriff durch Putin auf die Ukraine konzentriert. // Matthias Hoch / Grafik: Maximilian Arnold TEILEN  20.03.2025 Bamberg – Till Mayer fotografiert dort, wo andere kämpfen, sterben, trauern und hoffen. Im "Fränkischen Talk" erzählt er, warum ihm die Ukraine am Herzen liegt und wie er mit dem Leid umgeht, das er ablichtet. Artikel anhören Sie können uns nicht hören? Diese Funktion können Sie exklusiv mit PLUS nutzen. Erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Audioinhalte, Artikel und vieles mehr. Vorlesefunktion freischalten Bereits -Zugriff? Jetzt Anmelden Schon als Kind hat Till Mayer Fotos aus den Weltkriegen betrachtet, auch die grauenhaftesten Fotos der Menschheitsgeschichte: die Bilder aus dem Konzentrationslager Auschwitz. Er wusste sehr früh, dass er den Krieg mit eigenen Augen sehen wollte. Dass er dokumentieren wollte, was in der Welt geschieht. Und so schloss er sich mit nur 21 Jahren einem Hilfskonvoi nach Bosnien an. Mit der dort entstandenen Reportage samt Fotos bewarb sich der damalige Jung-Journalist beim Roten Kreuz, um über dessen Arbeit in Kriegs- und Krisengebieten zu berichten. Er flog nach Ruanda, das erste von zahlreichen afrikanischen Ländern, die er besuchte. Seine Motive sollen Würde und Stärke transportieren Seitdem hat er nicht aufgehört, in Kriegs- und Krisengebieten auf der ganzen Welt zu fotografieren und darüber zu schreiben. Er geht vor allem in die Regionen, wo die Krisen und Kriege in Vergessenheit zu geraten drohen. Im Lauf der Jahrzehnte fotografierte er unter anderem in Afghanistan, in Iran und Irak, im Kosovo, in Gaza und zahlreichen anderen Ländern. Die Menschen, die er portraitiert, sollen in seinen Bildern die Würde behalten, sagt Mayer. Man soll von ihrer Stärke lernen können. Seine persönliche Grenze hat er unter anderem im Jahr 2000 erreicht. Bei einer Reise nach Äthiopien war es ihm nicht möglich, die verhungernden Menschen mit Würde oder Stärke zu portraitieren. Vor seiner Linse gab es nur noch Elend. Seit 2017 berichtet er aus der Ukraine Danach brauchte er ein Jahr Pause, bevor er wieder in Krisenregionen auf Reisen gehen konnte. Er konzentrierte sich weder auf vergessene Kriege – allerdings viel weiter weg als in Europa. Nachdem ihn ukrainische Freunde 2016 gefragt hatten, warum er nicht über den Krieg in ihrem Land berichte, begann er, die Entwicklungen im Donbas langfristig zu begleiten. Kriegsfotograf Till Mayer im Einsatz: Im November 2024 fotografierte ihn sein Kollege Oles Kromplias nahe Vovshansk. // Foto: Oles Kromplias / zur Verfügung gestellt von Till Mayer Jetzt ganzes Gespräch anhören Im Podcast "Fränkischer Talk" spricht Till Mayer über seine Arbeit, seine Eindrücke und seinen Umgang mit dem Leid, das er jeden Tag sieht und dokumentiert. Das ganze Gespräch hören Sie kostenfrei überall, wo es gute Podcasts gibt, oder direkt hier: Seit dem Beginn des Angriffskriegs ist die Dokumentation in der Ukraine sein Schwerpunkt. Mittlerweile verbringt er zwei Wochen pro Monat dort. "In der Ukraine geht es nicht nur um den Krieg, den ich da festhalte, sondern auch um meine persönliche Freiheit", sagt Mayer. "Ich bin der festen Überzeugung: Wenn die Ukraine fällt, dann ist unser demokratisches liberales Europa, die Europäische Union, sehr stark gefährdet. Und das ist sie auch jetzt schon." Im Podcast gibt er seine persönliche Einschätzung, was der Konflikt für Deutschland und Europa bedeutet. Und er malt düstere Szenarien an die Wand: Er hält es für völlig realistisch, dass Putin irgendwann auch Bomben auf Nürnberg werfen würde, wenn kein Schutzschild vorhanden ist. Till Mayer hilft bei einer Evakuierung nahe Vovchansk einem Mann. // Foto: Ian Dobronosov, zur Verfügung gestellt von Till Mayer Aus dem Alltag eines Kriegsreporters Till Mayer erläutert, wie er für seine Reportagen so nah an Menschen herankommt. Er erinnert sich daran, wie er eine Mutter interviewte, deren Sohn erst Stunden zuvor gestorben war. "Das war für die Frau ein immenser Kraftakt." Dass diese Menschen mit ihm sprechen, gerade in solchen Situationen, sei ein großes Geschenk. Till Mayer erzählt, wovor er Angst hat. Er schildert, wie sich das Land immer mehr verändert, wie Straßen, Zugstrecken, Bahnhöfe, Supermärkte, Restaurants – ganze Städte mittlerweile nur noch aus Trümmern bestehen. Und er gibt Einblicke, wie seine außergewöhnliche Arbeit organisiert ist. Im "Fränkischen Talk" sagt Till Mayer auch, welche Bilder ihm besonders viel bedeuten. Eines davon ist das erste in der folgenden Bilderstrecke: Jelena hat ihren Sohn in einem Bomben-Krater direkt vor ihrem Haus begraben. Ihr Sohn wurde von den russischen Streitkräften getötet. // FOTOGALERIE Till Mayer Vasyl lebt in einem zerstörten Dorf nahe Izjum. // FOTOGALERIE Till Mayer Eindrücke von der Front bei Bakhmut im Januar 2023. // FOTOGALERIE Till Mayer Eindrücke von der Front bei Bakhmut im Januar 2023. // FOTOGALERIE Till Mayer Eindrücke von der Front bei Bakhmut im Januar 2023 // FOTOGALERIE Till Mayer Ein Stabilisierungspunkt nahe der Front bei Bakhmut. // FOTOGALERIE Till Mayer Ukrainische Soldaten kämpfen im Donbas. // FOTOGALERIE Till Mayer Zerstörung in Charkiw. // FOTOGALERIE Till Mayer. Szenen nach der Befreiung von Cherson. // FOTOGALERIE Anita ist als Sanitäterin tätig und wurde selbst verletzt. Sie riskiert weiterhin ihr Leben, doch in ihren Augen ist zu sehen, welch hohen Preis sie dafür zahlt. // FOTOGALERIE Till Mayer Eigentlich wollte Till Mayer mit der Kriegsberichterstattung aufhören. Aber in der Ukraine macht er weiter, bis es zu einem gerechten Frieden kommt. Mehr über Till Mayer und seine Arbeit Mehr über Till Mayer, seine Bücher und Projekte lesen Sie hier: Bilder aus der Ukraine Till Mayer enthüllt: Der Mensch hinter den Kriegszahlen Krieg in der Ukraine durch Till Mayers Linse: Eine erschütternde Fotoausstellung zeigt menschliche Schicksale und unverblümte Realitäten. Unbequeme Wahrheit Ukrainischer Botschafter in Bamberg: „Russland lügt“ Seit drei Jahren tobt ein Krieg in Europa. Mit einer Gedenkveranstaltung in der VHS bekundete Bamberg Solidarität mit der Ukraine. Ehrengast war der Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev. Er fand klare Worte. Ein Original mit großem Herzen Trauer um Bamberger Verleger Erich Weiß Erich Weiß war ein Bamberger Urgestein. Grummelig und mit weitem Herzen. Für Erfolg und Geld hatte er nicht viel übrig. Stattdessen machte er mit seinem Ein-Mann-Verlag Bücher, die ihn selber interessierten. Jetzt ist Weiß gestorben. Ukraine-Krieg Drei Jahre Krieg: Fotoausstellung und Hilfe aus Neustadt Zum dritten Mal jährt sich der Angriffskrieg auf die Ukraine. In Coburg gibt es deshalb eine Ausstellung des Kriegsfotografens Till Mayer und aus Neustadt reißt die Hilfe nicht ab. Hier geht es zum Buch "Europas Front – Krieg in der Ukraine. Weitere Folgen "Fränkischer Talk" Weitere Folgen des Podcasts "Fränkischer Talk" finden Sie hier in der Übersicht. Eine kleine Auswahl zum Lesen und Hören: Podcast "Fränkischer Talk" Tanja Kinkel, wie schreibt man Bestseller? Sie hat 31 Romane geschrieben, mehr als acht Millionen Bücher verkauft: Tanja Kinkel. Die Ausnahme-Autorin aus Bamberg erzählt im Podcast "Fränkischer Talk", warum das Schreiben ein Teil von ihr ist. Podcast "Fränkischer Talk" Jakub Hrůša, was fühlen Sie beim Dirigieren? Er ist gefeierter Chefdirigent der Bamberger Symphoniker und steht weltweit auf Konzertbühnen: Jakub Hrůša. Im Podcast verrät er, wie er arbeitet und wann er sein Engagement in Bamberg beenden wird. Podcast "Fränkischer Talk" Thomas Goger, wie jagen Sie Kriminelle im Internet? Gewalt, Betrug und Pornographie: Im Internet haben Kriminelle dafür eine Plattform gefunden. In der neuen Podcast-Folge geht es um Bayerns beste Cybercrime-Jäger – und um wichtige Tipps für Eltern. Podcast "Fränkischer Talk" Nora Gomringer, warum brauchen wir Gedichte? Sie haucht Worten Leben ein – dafür wurde die Dichterin Nora Gomringer vielfach ausgezeichnet. Im Podcast spricht sie über ihre Kunst, das Künstlerhaus, den Tod ihrer Mutter und ihren berühmten Vater.