Der Edelstahl der Obstpressanlage glänzt. Und trotzdem hat Herbert Lawrenz, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Höchstadt und Umgebung, seine Gummistiefel und Arbeitsklamotten an. Heute wird auf Hochglanz poliert, in den nächsten Tagen kommen dann die Frauen für den letzten Schliff. Bis Sonntag, 21. Mai, muss alles perfekt sein – zum Tag der offenen Tür der neuen Obstverwertungshalle. Von 11 bis 17 Uhr kann jeder Interessierte die neue Mosterei und Obstpresse des Vereins am Gewerbering 10 in Höchstadt besuchen. Es gibt Führungen und Informationen zur Obstverwertungshalle und ein Kinderprogramm mit Roswitha.
Ganz neu ist die Halle gar nicht. Seit September 2022 ist sie fertig, bestückt mit Obstpresse und der nötigen Ausstattung. Sie hat also schon eine Erntesaison hinter sich. „Wir haben es nicht mehr geschafft, einen Tag der offenen Tür anzubieten“, sagt Lawrenz. Eine Einweihung hat es jedoch schon gegeben, als noch keine Geräte in der Halle waren.
1100 Mitglieder im Verein
Das Domizil der Obstveredelung war vorher in der Oberen Brauhausgasse in Höchstadt. „Da war alles sehr eng. In der Mostsaison war kaum noch ein Durchkommen auf der Straße“, sagt Lawrenz. Deshalb hatte man sich nach einem neuen Grundstück umgeschaut. Von der Stadt konnte man dann den Platz am Gewerbering 10 im Industriegebiet Richtung Medbach erwerben. Im Herbst 2021 stand der Rohbau.
Herbert Lawrenz ist seit 1993 Vorsitzender des Vereins. Knapp 1100 Mitglieder hat der Obst- und Gartenbauverein und ist damit einer der größten, wenn nicht sogar der größte in Höchstadt. Lawrenz ist heute 73 Jahre alt und hat miterlebt, wie Verein und technische Ausstattung im Laufe der Zeit gewachsen sind. Anfang der 1990er Jahre wurde die erste Obstpresse angeschafft. Die aktuelle Presse ist seit rund zehn Jahren im Betrieb. Sie ist mit umgezogen in die neue Halle am Gewerbering.
Investitionen in Höhe von 350.000 Euro
Was in der Oberen Brauhausgasse bleibt, ist die Brennerei. Ebenso der Raum über den öffentlichen Toiletten, den die Kindergruppe des Vereins nutzt. Dort finden auch Sitzungen und Vorträge statt, maximal 30 Leute passen rein. Kernobst wird beim Obst- und Gartenbauverein gepresst, hauptsächlich Äpfel, aber auch Birnen und Quitten.
Herbert Lawrenz zeigt, wie Mitglieder jetzt bis vor die Tür fahren können, um ihr Obst auszuladen. Gleich am Tor befindet sich der Behälter, in dem das Obst gewaschen und in einer kombinierten Anlage auch gepresst wird. „Es geht jetzt schneller“, sagt Lawrenz, „und die Leute tun sich viel leichter bei der Arbeit“. Beim Bau wurde darauf geachtet, dass lärmintensive Arbeiten in kleinen Einzelräumen stattfinden können.
Rund 350.000 Euro hat der Verein in das Grundstück und die zehn auf zwölf Meter große Halle investiert. 115.000 Euro davon kommen von der LAG (Lokale Aktionsgruppe Aischgrund) aus dem Leader-Förderprogramm der EU. Der LAG Aischgrund liegt die Regionalvermarktung und damit die regionale Wertschöpfung sehr am Herzen. Deswegen war es für sie keine Frage, für die Streuobsthalle Leader-Geld bereitzustellen, sagt LAG-Managerin Anne Billenstein. Auch die Obstpresse, die aus den Räumen im Innenort mit umgezogen ist, wurde in einer früheren Förderperiode bereits über Leader gefördert.
Einige Tausend Euro aus Privatspenden
Die Stadt hat rund 15.000 Euro Zuschuss gegeben, ist aber auch beim Grundstück entgegengekommen, erklärt der Vorsitzende. Besonders dankt Lawrenz auch privaten Spendern, über die einige tausend Euro zusammengekommen sind. Für den Obst- und Gartenbauverein ist die neue Halle ein finanzieller Kraftakt, an dem Kredit wird er die nächsten 30 Jahre zu knabbern haben.
Lawrenz betont, dass Vorstand und einige Mitglieder voll hinter dem Bau gestanden haben. So sei auch viel Eigenleistung möglich gewesen. Trotzdem soll es für den Vorsitzenden die letzte Amtsperiode sein, sagt er. Grundsätzlich ist das Grundstück mit seinen 760 Quadratmetern so groß, dass erweitert werden könnte. Jetzt wurden erstmal eine Blumenwiese angesät und natürlich Obstbäume gepflanzt. Sieben Stück, Äpfel und Birnen.
Das nächste Projekt wartet schon in der Obstanlage des Vereins. Dort steht ein Bauwagen für den Vereinsnachwuchs. Der war gebraucht und ist marode. Der Verein sucht Ersatz, am besten wieder gebraucht, denn das Geld steckt erstmal in der neuen Obstverwertungshalle. Damit es im September, vielleicht sogar schon im August, wieder losgehen kann mit dem Obstpressen – je nach Wetter. Das Wetter wird auch bestimmen, wie gut die Ernte ausfällt. Herbert Lawrenz sagt: „In unserem Rekordjahr haben wir 120.000 Liter gepresst, wir hatten auch schon schlechte Jahre mit 18.000 Liter.“
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