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Podcast "Fränkischer Talk"
Bettina Schmidt, wie entsteht eine Filmkulisse?
Bettina Schmidt, Szenenbildnerin aus Bamberg, war zu Gast im Podcast "Fränkischer Talk" und erzählt von ihrer Arbeit beim Film.
Bettina Schmidt, Szenenbildnerin aus Bamberg, war zu Gast im Podcast "Fränkischer Talk" und erzählt von ihrer Arbeit beim Film. // Matthias Hoch
Bamberg / Erlach – Wenn der Vorspann des "Tatort" oder anderer Filme läuft, steht dort regelmäßig der Name einer Bambergerin. Als Szenenbildnerin verantwortet die Grimme-Preisträgerin einen wichtigen Teil des Films.

Bettina Schmidt baut Dart-Kneipen, Fluchttunnel, Asylunterkünfte, Sitzungssäle und Cafés. Sie richtet Designer-Villen neu ein und streicht Wände für einen Tag. Sie stellt Boxringe in leerstehende Schwimmbäder. 

Sie entscheidet, ob ein Ermittler-Team auf der Treppe, auf einer Brücke mit Blick aufs Wasser oder bei einem Spaziergang im Park über einen Fall diskutiert. 

Bettina Schmidt, Jahrgang 1965, ist Szenenbildnerin für Film und Fernsehen – und zwar eine preisgekrönte:

Die gebürtige Bambergerin hat 1999 für einen ihrer ersten Filme Die Bubi-Scholz-Story  den Deutschen Fernsehpreis bekommen.

Außerdem erhielt sie zwei der renommierten Grimme-Preise: 2007 für das Szenenbild im Fernsehfilm Teufelsbraten und 2011 für Neue Vahr Süd. 

Vor drei Jahren bekam sie für Die Wespe den Deutschen Fernsehakademiepreis DAfFNE. 

Szenenbild: Vom Vorhang bis zum Straßenzug

Ohne sie und ihr Team gäbe es in Filmen keinen Hintergrund. Keine Farbe. Keine Stimmung. Keine Räume, Möbel oder Landschaften. 

Als Szenenbildnerin – oder auch Production Designerin, aber den Titel findet sie nicht ganz passend – ist Bettina Schmidt für die gesamte Kulisse verantwortlich, so wie der Bühnenbildner im Theater. Mit ihrer Arbeit bestimmt und verstärkt sie die Stimmung einer jeden Szene.

Einblicke in die Arbeit im Podcast "Fränkischer Talk"

Sie bekommt das Drehbuch, "und dann geht der Kopf los und fängt an zu denken." Während viele ihrer Kolleginnen und Kollegen aus der Architektur kommen, begann sie am Theater. "Und das ist es, was mich vielleicht von anderen auch unterscheidet", sagt sie im Podcast Fränkischer Talk, "dass ich ein bissl anders an die Sache herangehe." 

Im  Gespräch nimmt Bettina Schmidt die Hörerinnen und Hörer mit in und hinter die Kulissen, die sie auswählt, entwirft und verändert. Sie erzählt von ihrer Arbeit, wie sie arbeitet und warum sie sowohl Kreativität und Organisation braucht, um erfolgreich arbeiten zu können. 

Das ganze Gespräch hören Sie überall, wo es gute Podcasts gibt, oder direkt hier: 

Entdeckt vom Bamberger Maler Edgar Stengele

Bettina Schmidt wusste schon zur ihrer Zeit als Schülerin am ETA-Hoffmann-Gymnasium, dass sie Kostüm- und Szenenbild studieren wollte. Familiär geprägt war das Interesse am Film nicht, wohl aber das an Kunst und Kreativität: 

Ihr Vater war der letzte Dorflehrer in Erlach bei Hirschaid und konnte gut zeichnen, ihre Mutter war ausgebildete Modistin – also Hutmacherin.

Neben der Schule absolvierte Bettina Schmidt beim Bamberger Kunstmaler Edgar Stengele Zeichenkurse. Er förderte sie und half ihr nicht nur bei der Erstellung der Mappe, mit der sie sich am Mozarteum in Salzburg um einen Studienplatz bewarb. Er stellte später auch den Kontakt zum damaligen Ausstattungschef beim WDR her, der ihr einen Job anbot.

Wechsel zu Film und Fernsehen

Und so folgte auf Assistenzen am Staatstheater Nürnberg, in Ingolstadt und Bonn ein Szenenbildvolontariat beim WDR. Köln wurde ihre zweite Heimat, der Film für Kino und Fernsehen ihre berufliche Leidenschaft. Das Szenenbild des Frankfurter Tatort trug viele Jahre ihre Handschrift, auch in Bamberg drehte sie für die Kultkrimi-Reihe. 

Götz George und die 30 Stühle

Im Podcast erzählt sie...

...wie die Suche nach passenden Drehorten abläuft.

...warum Schauspieler Götz George für den umstrittenen Film "Nichts als die Wahrheit" etwa 30 verschiedene Stühle ausprobierte.

...und wie es sich anfühlt, in ihrer Heimatstadt Bamberg zu drehen. 

Bettina Schmidt erinnert sich daran, wie sie in den ersten Jahren ihrer Arbeit bei Aufträgen erstmal in die Kunstbuchhandlung Walther König in Köln stürmte, um sich in Büchern inspirieren zu lassen.

Und sie verrät, warum sie gern wieder am Theater oder für ein Ballett arbeiten würde.  Sie beschreibt, wie es sich anfühlt, wenn sie in Bamberg ankommt, die Tür zu ihrem Häuschen öffnet und spürt, dass das Leben dort einen Schritt langsamer läuft als in Köln. 

Kurze Einblicke in einige ihrer preisgekrönten Arbeiten sehen Sie hier:

Was Bettina Schmidt gern noch in Szene setzen möchte

Welche Autoren oder Werke sie noch gern bearbeiten möchte, verrät Bettina Schmidt im Podcast: Unter anderem sind das Thomas Bernhard und Vango von Timothée de Fombelle.

Was Sie nicht im Podcast hören: Nach unserer Aufzeichnung hat Bettina Schmidt außerdem Arno Geiger, Francesca Melandri und Eva Menasse genannt. "Und was ich total schön finde, ist von Robert Seethaler Die Biene und der Kurt als Roadmovie mit einer brillanten Ausstattung".

Auf die Frage, welche Filme sie aufgrund ihrer besonders guten Ausstattung empfehlen würde, hat sie ebenfalls nachträglich Meister und Margarita empfohlen: "Eine sehr umstrittene Produktion, aber ein in allen Gewerken großartiger Film."

Mehr Podcasts mit Bamberger Film- und Kunstschaffenden gibt es hier: 

Alle Folgen des Podcasts Fränkischer Talk finden Sie hier in der Übersicht.

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