Podcast "Fränkischer Talk" Anja Ippach, warum mochtest Du Deinen Körper nicht? Die fränkische Triathletin Anja Ippach spricht im Podcast über Sport als Beruf, Körperwahrnehmung, Training und Unterschiede zwischen Mann und Frau. // Andrea Pauly / Grafik: Sahar Nezhadbahram TEILEN  24.07.2025 Bamberg / Fürth – Anja Ippach war eine der erfolgreichsten Triathletinnen Deutschlands. Im Podcast spricht sie über Training, Leistung und den Tag, der ihr Leben für immer veränderte und ihre Sportkarriere beendete. Sie gehörte zu den leistungsstärksten Athletinnen der Welt: Beim Ironman auf Hawaii wurde sie 2016 Vierte. Sie gewann zahlreiche Triathlons weltweit und stand unzählige Male bei der Ironman-70.3-Distanz auf dem Treppchen Deutsche-Meister-Titel, Siege und Platzierungen bei Triathlon-Langdistanzen in Roth, dem deutschen Mekka ihres Sports, in Wales, Fuerteventura, Zell am See. Triathlon: körperliche Höchstleistung 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,16 Kilometer laufen, alles hintereinander an einem Tag: Der erste Triathlon war der schönste Tag in ihrem Leben, sagt Anja Ippach noch heute: "Ich konnte einfach den ganzen Tag Sport machen!" Die gebürtige Bambergerin, die in Nürnberg aufgewachsen ist und in Fürth lebt, machte ihre Leidenschaft zum Beruf. Als Profi-Sportlerin waren Training, Ernährung, Muskelaufbau, Geschwindigkeit plötzlich entscheidend für ihren Lebensunterhalt. Wie fühlt sich ein solches Leben an? Warum mochte sie ihren durchtrainierten, leistungsfähigen Körper damals nicht? Warum, glaubt sie, hätte sie ihre Ziele und Träume erreichen können, wenn sie weniger gehungert hätte? Und was hat ihre erste Schwangerschaft und die Geburt ihrer Tochter Pauline so verändert, dass sie ihre einst größte Leidenschaft aufgab und seitdem nicht vermisst? Das ganze Gespräch jetzt kostenlos In der neuen Folge des Podcasts "Fränkischer Talk" spricht Anja Ippach offen über ihre besten Momente und harte Zeiten, über unangenehme Erfahrungen als Jugendliche und Fehler, die sie gemacht hat. Sie spricht über Verdienst und Kosten im Profisport und darüber, warum sie den Triathlon immer noch liebt. Das ganze Gespräch hören Sie auf www.fraenkischer-talk.de sowie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify oder direkt hier: Hier lesen Sie einige Auszüge aus dem Gespräch: Über das Geldverdienen als Triathletin: Es gibt verschiedene Rankings in diesen Rennen, je nachdem ob es eine Meisterschaft ist, gibt es mehr Geld oder weniger Geld. Deshalb ist es relativ schwierig, weil gerade diese Langdistanzen, davon kann man körperlich nicht viele im Jahr machen. Wenn man drei bis vier große Events hat, dann ist das schon richtig viel. Bei einem Ironman verdient man um die 3000 bis 5000 Euro Preisgeld, das ist natürlich nix. Es klingt vielleicht in der Summe mal kurz viel, aber wenn man davon drei Rennen hat, dann sind es 15.000 Euro und man hat noch keine Miete bezahlt, noch kein Essen, noch kein Equipment. Letzten Endes braucht man Sponsoren und das sind meistens Sponsoren, die eben in dem Sport auch tätig sind oder Produkte haben. Das heißt, man ist einfach eine Werbefigur, bekommt aber auch das Equipment, dass es auch braucht. Und gerade Triathlon hat sich sehr professionalisiert in den letzten Jahren. Das heißt, man braucht tatsächlich auch das beste Equipment, um da vorne mitzumachen. Über die finanziellen Investitionen in den Sport: Man braucht nicht nur einen Coach, den man bezahlt, sondern man braucht einen Social-Media-Manager, jemanden, der die Aufnahmen macht, man braucht einen Ernährungsberater, man braucht teure Trainingsmöglichkeiten. Gerade im Triathlon trainiert man auch sehr viel im Winter, wobei es in Deutschland unheimlich schwierig ist, sich vorzubereiten. Ich hatte damals das Glück, dass ich auf den Kanaren mit einem Hotel ein Agreement hatte. Da hatte ich super Bedingungen zum Trainieren und musste das schon mal nicht bezahlen. Oder beispielsweise die Reise nach Hawaii: Man muss da für zwei Personen mindestens 6000 Euro für zehn Tage rechnen und das ist schon ziemlich knapp für so eine Rennvorbereitung. Und jede Person, die man mitnimmt, kostet. Ganz vorne an der Spitze ist es ist es gut möglich, aber da muss man natürlich erstmal hinkommen. Deshalb muss man das sehr unternehmerisch sehen, dass man investiert und dann hofft, dass aus diesem Unternehmen schwarze Zahlen kommen. Über ihr Leben als Profisportlerin: Es war schön, aber auch hart. Ich hab den Sport aus Leidenschaft gemacht und mach ihn auch immer noch aus Leidenschaft. Aber wenn es darum geht, dass man damit Geld verdienen muss, ist es auf einmal schwierig, weil es nicht nur Leidenschaft ist, sondern ein unheimlicher Druck herrscht. Nicht nur das Finanzielle, sondern auch eben die eigenen Ziele und Erwartungen, die man an sich hat. Das Training war zu bewältigen. Natürlich gab es auch viele unangenehme, harte Einheiten. Aber dieser gesamte Druck, der auf einem lastet: wie die Saison wird, wie man sich vorbereitet, ob man die richtigen Entscheidungen hinsichtlich Material, hinsichtlich Rennen trifft, wie die Konkurrenz sich entwickelt. Weil das ein sehr dynamischer Sport ist, der sich von Jahr zu Jahr auch in den Zeiten verbessert, ist das ein unheimlicher Druck, immer ganz vorne mit dabei zu sein. Und das fand ich schwierig, so sehr ich diese Sportarten geliebt hab und auch das Leben. Über die Leistung, einen Triathlon zu absolvieren: Das ist eine Strecke, die für jeden Profi-Triathleten weit ist. Es ist nicht so, dass wenn man viel trainiert, es sich irgendwann anfühlt wie zwölf Kilometer Laufen. Deshalb hat man vor so einem Tag auch wirklich großen Respekt, weil man unheimlich an seine Grenzen gehen muss. Das ist auch etwas, was man nie trainiert. Man fährt nie 180 Kilometer Rad und läuft einen Marathon, weil es einfach eine zu große Belastung ist. Und man bräuchte zu viel Regenerationszeit, die dann wieder verloren geht in der Trainingszeit. Es ist einfach viel und es ist auch einfach weit, aber genau das macht diesen Reiz aus. Und um dahin zu kommen, ist es eine Arbeit, die über Jahre geht. Über ihre Aussage, dass Titel ihr weniger wichtig waren als der Lebensstil als Profisportlerin: Vielleicht habe ich das auch gesagt, weil ich ganz persönlich nicht das erreicht hab, was ich erreichen wollte. Vielleicht ist es für mich auch ein bisschen Gutreden. Ich war oder bin eine sehr ehrgeizige Person. und wenn ich jetzt auf meinen Sport zurückblicke, muss ich sagen, sehe ich tatsächlich mehr Niederlagen als Erfolge. Und ich glaube, ich hätte viel mehr gekonnt, als ich tatsächlich aufs Papier gebracht habe. Und deshalb glaube ich, dass ich im Nachgang den Sport als positive Eigenschaft sehe, weil er mich zu den Menschen gemacht hat, der ich bin. Und er hat mir viele Möglichkeiten gegeben, die Welt zu sehen, oder jetzt nach meiner Karriere, daraus etwas schöpferisch zu machen. Über ihre Körperwahrnehmung: Der Körper war tatsächlich für mich unheimlich schwierig, weil ich genetisch bedingt tatsächlich einfach ein bisschen weiblicher bin als eben andere meiner Konkurrentinnen. Und dieses Thema hat mich ständig beschäftigt. Es hat mich die größten Erfolge gekostet, weil ich meinen Körper einfach nicht so behandelt hab, wie er es gebraucht hätte. Ich hab ihn nicht genug ernährt, weil ich in einer Phase groß geworden bin in dem Sport, da hat man noch die Theorie gehabt, dass man Fettstoffwechsel trainiert, indem man quasi nüchtern trainiert, indem man mit viel Wasser trainiert, aber nicht mit Nährstoffen oder vielleicht noch einem Elektrolytgetränk, aber eben nicht mit Kohlenhydraten. Das ist so ein bisschen auch die DNA, die mich immer noch verfolgt, obwohl ich es heute sehr viel besser weiß. Über ihr neues Körperbewusstsein in der Schwangerschaft: Ich habe gelernt, aufgrund von meinen Schwangerschaften meinen Körper mit anderen Augen zu sehen, was er fähig ist zu leisten: Nicht nur der Blick in den Spiegel, sondern das, was innen steckt. Und da bin ich eigentlich sehr stolz drauf, was er geleistet hat. Für mich war das ein Wunder, ein eigenes Leben zu produzieren. Und dass ich gesund bin. Ich war sehr selten krank und so versuche ich, dem Körper auch dankbar zu sein für das, was er mir gegeben hat. Auch wenn ich ihn nach wie vor eigentlich gerne anders hätte, wenn ich im Katalog auswählen könnte. Transparenzhinweis: Die Antworten sind für eine bessere Lesbarkeit gekürzt. Diese Episoden "Fränkischer Talk" könnten Sie auch interessieren: Podcast "Fränkischer Talk" Josia Topf, wie schwimmt man ohne Arme zu Paralympics-Gold? 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