Vor wenigen Tagen wurden bereits die illegalen Baggerarbeiten am Eggerbach bei Tiefenstürmig vom bayerischen Naturschutzverband LBV zur Anzeige gebracht. Nun wurde die Natur an einer zweiten Stelle an der Langen Meile bei Drügendorf im gleichen Schutzgebiet zerstört. Auch diesen Fall hat Oliver Thaßler, Leiter der Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken und des Umweltinformationszentrums Lindenhof, nach eigener Aussage bei der Polizei angezeigt.
Gemeinde hat keine Erkenntnisse zum Verursacher
Als Thaßler im November routinemäßig verschiedene Quellstandorte in der Fränkischen Schweiz überprüfte, stand er bei der Quelle in Drügendorf „vor vollendeten Tatsachen“. Ob es sich bei den Flurstücken in Drügendorf und Eggerbach um Gemeindegrund handle, werde die Polizei ermitteln, so Thaßler. Der LBV habe bei der zuständigen Gemeinde in Eggolsheim um Aufklärung und Mithilfe angefragt, hier konnten keine Erkenntnisse zum Verursacher mitgeteilt werden.
Nach dem Bekanntwerden der Veränderungen am Eggerbach wurden nun Mitte Dezember auch die Veränderungen an der Quelle bei Drügendorf angezeigt. Auf telefonische Nachfrage des Fränkischen Tags konnte Edi Zöbelein von der Ortsgruppe Hallerndorf-Eggolsheim des Bund Naturschutz, der im ersten Fall eingebunden war, zu dem zweiten Fall keine Auskunft geben.
Schwere Steine und ein eiserner Trog
Der Internetseite des LBV ist zu entnehmen, dass ein Hangende samt seinen Kalktuffstrukturen auf mehreren Metern komplett weggebaggert und stattdessen schwere Steine aufgeschichtet und ein eiserner Trog aufgestellt wurde.
„Dies ist innerhalb kürzester Zeit der zweite nicht genehmigte, massive Eingriff in einen besonders geschützten Lebensraum in der gleichen Gemeinde. Der Ablauf der Quelle bei Drügendorf ist nicht mehr wiederzuerkennen. Hier fand eine systematische Zerstörung statt“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran in dem Bericht.
Lebensraum des Feuersalamanders zerstört
Auf Anfrage teilte die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Bamberg mit, dass im Zusammenhang mit der Ausbaggerung am Eggerbach ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen eines Vergehens nach dem Bundesnaturschutzrecht geführt werde. Konkret werde wegen des Verdachts der Zerstörung des Lebensraums des dort ansässigen Feuersalamanders ermittelt.
Die polizeilichen Ermittlungen seien bereits Anfang November aufgenommen worden, zu diesem Zeitpunkt habe auch bereits eine Ortsbesichtigung stattgefunden. Wegen des Quellbachs bei Drügendorf würden bereits polizeiliche Ermittlungen geführt. Deren Gegenstand sei ebenfalls ein Vergehen nach Bundesnaturschutzrecht im Zusammenhang mit der Zerstörung des Lebensraums des dort ansässigen Feuersalamanders.
Das macht Feuersalamander so besonders
Wer im Wald in der Nähe von Bächen, die Augen offen hält, der hat ihn vielleicht schon einmal entdeckt, den oft schwarzen Lurch mit leuchtend-gelben Flecken und Streifen – den Feuersalamander. Nach Auskunft von Dr.-Ing. Oliver Thaßler, Leiter der Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken und des Umweltinformationszentrums Lindenhof, liebt der Feuersalamander Quellenstandorte und klare Bäche in frischen und kühlen Laubmischwäldern. In den feuchten Strukturen mit Moos, Laubstreu und Holzbruch entwickeln sich die für ihn wichtigen Kleinlebewesen wie beispielsweise Bachflusskrebse und Köcherfliegenlarven.
Weibchen reagieren empfindlich auf Veränderungen
Für die Fortpflanzung benötigen die Larven flache, fischfreie Wasserstellen und Stillwasserzonen, wie eben die Sinterstufen in der Fränkischen Schweiz. Die Weibchen legen dort in den Laichgewässern ihre Larven ab. Sie sind sehr empfindlich, was ihr Habitat angeht, und reagieren auf Begradigungen, übermäßige Pflege und Trockenheit. Der Feuersalamander trägt zum Erhalt der Quellen und Bachläufe bei und ist ein Indikator für ein intaktes naturnahes Ökosystem. Eine weitere Gefahr droht dem kleinen Lurch seit ein paar Jahren durch einen Pilz, den „Tödlichen Salamanderfresser“.
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