Es ist kalt im Kaufhaus. Eine Heizung gibt es nicht. „Das könnten wir auch nicht bezahlen“, sagt Barbara Kammerscheid, Chefin des Coburger Sozialkaufhauses „Echt herzlich“ im Heimatring. Auf rund 800 Quadratmetern stapelt sich in zwei Etagen ausrangierte Ware, die zu Centpreisen verkauft wird. Die Kunden sind allesamt Menschen, die im Monat weniger als 1300 Euro netto auf dem Konto haben. „Täglich stellen wir 15 bis 20 neue Ausweise aus“, sagt Mitarbeiterin Elke Saller. Vor allem Rentner kommen immer häufiger.
Das Problem für das Team des Sozialkaufhauses: „Wir haben kein Geld für Personal“, sagt Barbara Kammerscheid.
Es fehlt Geld fürs Personal
ei fest Angestellte, die über die Hälfte ihrer Arbeitszeit unentgeldlich arbeiten, eine Handvoll Langzeitarbeitslose, die über das Arbeitsamt finanziert werden und sieben Ehrenamtliche, denen bislang keine Ehrenamtspauschale gezahlt werden konnte, bilden den Stamm, der die Massen bewältigen muss, die abgegeben werden. Täglich ist Warenannahme. Und selbst am Wochenende wird alter Hausrat oder Möbel einfach vor die Tür gestellt.
Geringe Wertschätzung
„Für manche sind wir ein Sperrmüllersatz“, ärgert sich die Kaufhauschefin. Ihre Mitarbeiter beklagen sich zunehmend über den schlechten Zustand der Waren: verklebte Kaffeetassen, verdreckte Matratzen, ungewaschene Unterhosen…
Waren im Sommer die Lager leergeräumt, gibt es aktuell kein freies Plätzchen mehr, in dem sich nicht Kartons, Säcke oder Kleidung stapelt. Selbst der Aufenthaltsraum wurde mittlerweile zum Lager umfunktioniert. „Hier haben wir die ganzen Spiele gesammelt, die überprüft werden müssen, ob sie vollständig sind“, erläutert Barbara Kammerscheid bei einem kleinen Rundgang durch die Räumlichkeiten.
Im Keller türmt sich die Ware fürs kommende Jahr bis unter die Decke: Die Kartons sind bereits vorsortiert und beschriftet: Frühlingskleider, Sommerschuhe, leichte Bettwäsche.
Verkauft werden die einzelnen Artikel zu Centpreisen. Eine Hose, eine Bluse oder ein Pulli kostet zwischen zehn und 30 Cent, eine Winterjacke zwei Euro, mit Daunen fünf Euro.
Miete aus Cent-Erlösen
Von diesen Erlösen muss der Verein „Hartz & herzlich“ seine Ausgaben bezahlen: 4700 Euro Miete, 800 Euro Nebenkosten, 2000 Euro Personalkosten. Die Energiekosten sind jetzt von 120 Euro auf 1000 Euro gestiegen. „Wir möchten gerne unsere Lampen gegen LED-Lichter austauschen. Aber dafür fehlt uns das Geld“, sagt Kammerscheid. „Wir wissen auch noch nicht, wie sich das neue Bürgergeld auf die Maßnahmen des Jobcenters auswirkt.“ Unklar sei dadurch, ob weiterhin Langzeitarbeitslose integriert werden können.
Schwere Arbeit
Die Arbeit, die die Ehrenamtlichen leisten, ist zuweilen eine schwere Arbeit, weil Kisten und Kartons geschleppt werden müssen. Auch Kleinmöbel, wie Nachttischschränkchen, Schreibtische, Couchgarnituren, Regale oder Betten werden zerlegt abgeben und müssen gesäubert und wieder zusammengebaut werden.
Es wäre deshalb wünschenswert, wenn eine Ehrenamtspauschale gezahlt werden könnte. „Ein kleiner Anreiz, um noch mehr Menschen zu gewinnen, die helfen wollen“, meint Barbara Kammerscheid. Aber das sei im Moment nicht drin. Gerne habe sie deshalb das Angebot von „Franken helfen Franken“ angenommen.
Die Stadt Coburg unterstützt das Sozialkaufhaus finanziell nicht.
Franken helfen Franken
Spendenaktion Die Mediengruppe Oberfranken erreicht über ihre Zeitungen sowie ihr Internetangebot jeden Tag unzählige Menschen. Das nutzt die mgo, um Hilfsbedürftigen in ganz Franken zu helfen. Seit 2009 gibt es daher den Spendenverein „Franken helfen Franken“. Alle Spenden gehen zu 100 Prozent an gemeinnützige Organisationen und in Not geratene Menschen in der Region. Die Verwaltungskosten übernimmt die Mediengruppe Oberfranken.
Spendenkonto Mediengruppe Oberfranken – Franken Helfen Franken e.V.
IBAN DE 62 7705 0000 0302 1945 01
BIC BYLADEM1SKB
Verwendungszweck: Echt herzlich
Das Coburger Tageblatt und „Franken helfen Franken“ möchten das Sozialkaufhaus „Echt herzlich“ unterstützen. Die Spenden gehen an den Förderverein „Hartz & herzlich“, der das Geld weiterleitet.
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