Die Diskussion um das Für und Wider des Güterbahnhof-Abrisses nimmt an Schärfe zu. Inzwischen verunsichere sie nicht nur alle am Campus in Kulmbach, sondern lasse auch um die Außenwirkung auf künftige Studenten, Dozenten und Forschende fürchten, klagt die Universität Bayreuth in einer am Dienstag versandten Pressemitteilung. Darin geht sie auch konkret auf Aussagen in der Öffentlichkeit ein.
„Das Grundstück ist doch groß genug“
Die Uni könne nicht das gesamte Grundstück bebauen. „Wir haben bereits durch (Bier-)Leitungen, Naturschutzbelange, Flussverlauf und Bodendenkmalpflege eine Flächeneinschränkung.“ Zugleich benötige man Flächen etwa für Gewächshäuser und Anzuchtflächen.
Auch sei es gemeinsames Ziel mit der Stadt Kulmbach, zur Verbindung in die Innenstadt einen Fuß- und Radweg über das gesamte Gelände verlaufen zu lassen, der weiter ins Industriegebiet führt. Nicht zu vernachlässigen sei zudem, dass von Beginn an immer Ziel gewesen sei, auch Erweiterungsflächen zu haben. „Eine weitere Verengung schränke die Gestaltungsspielräume ein und würde aufgrund neuer Planungsgrundlagen in etlichen Bereichen bedeuten, nochmals einige Schritte rückwärts zu gehen und die Planungen neu zu konzipieren.“
„Ein paar Euro Mehrkosten“
Es gehe nicht nur um die erheblichen Kosten, die eine Sanierung und Nutzbarmachung „des extrem schadstoffbelasteten Gebäudes verursachen würde“. Es gehe vielmehr um eine völlige Neuausrichtung der Planungen des Staats und vor allem auch der Stadt (Was würde aus der Tangente? Wie würde das Grundstück erschlossen?). Darüber hinaus sei völlig unklar, welche Bauteile – eben wegen der Schadstoffbelastung – welcher Nutzung zugeführt werden könnten und wie hoch die Kosten der Schadstoffbeseitigung zu Buche schlagen würden. „Ohne weitere umfassende und kostenwirksame Gutachten kann dieser Sachverhalt derzeit nicht verbindlich beurteilt werden.“
„Es ist noch Zeit, weil der Architektenwettbewerb noch nicht ausgeschrieben wurde“
Für einen Architektenwettbewerb brauche man verlässliche Rahmenbedingungen, wie etwa Informationen zur Erschließungssituation des Geländes. Er könne also erst starten bzw. die Unterlagen dazu könnten erst ausgearbeitet werden, wenn feststehe, was mit dem Güterbahnhof geschehe. „Vorarbeiten, die wir für einen solchen Wettbewerb bereits geleistet haben, wären bei einem Erhalt des Güterbahnhofs zu überarbeiten. Im Falle eines Bürgerbegehrens würden sich die Planungen und damit der Baubeginn für die Fakultät noch weiter erheblich verzögern.“
„Die Uni braucht keine Tangente“
Die Universität könne sich vom Verkehrsgeschehen um den Campus herum und in der Stadt Kulmbach nicht abkoppeln, und diesbezüglich beinhalten die städtischen Planungen eine Tangente. „Wir plädieren für die Lösung, die stadtplanerisch als erforderlich angesehen wird.“
Die Uni verweist in ihrer Mitteilung darauf, dass den Planungen folgende Rahmenbedingungen zugrunde gelegen hätten:
- das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) samt Verkehrswegekonzept der Stadt Kulmbach von 2009; die Konkretisierung der Planung für die bereits in diesem Konzept trassenmäßig beinhaltete Tangente sehe vor, dass das Güterbahnhofsgebäude abgebrochen werde
- das Gutachten des Voreigentümers (Kulmbacher Brauerei) über den Zustand des Güterbahnhofsgebäudes im Hinblick auf einen Abbruch und insbesondere auf die Schadstoffbelastung, das eine Sanierung des Gebäudes als ökonomisch nicht sinnvoll und nicht praktikabel erscheinen lasse
- die Vereinbarung der Stadt mit dem Freistaat, zu gegebener Zeit den Grundstücksteil mit dem Güterbahnhof für den Tangentenbau zu erwerben und den Güterbahnhof dafür abzureißen
- der entsprechende Stadtratsbeschluss
- kein öffentlich bekanntes Interesse am Güterbahnhof.
Die Uni spüre mittlerweile bei den Kulmbacher Studenten und Mitarbeitern eine große Verunsicherung. Viele fühlten sich dadurch in Kulmbach zunehmend weniger willkommen.
„Die Diskussion hat mittlerweile einen Ton angenommen, der uns um die Außenwirkung auf künftige Studierende, Lehrende und Forschende fürchten lässt“, heißt es in der Presseerklärung. Und weiter: „Die bisherige äußerst erfolgreiche Entwicklung der Fakultät VII und die Verbindung mit der Region wird dadurch alles andere als gefördert“, so die Universität Bayreuth abschließend in der Mitteilung. red
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