Kinderbetreuung
Kita-Personal streikt: Es geht um mehr als Geld
Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen: Erzieherinnen auch aus Forchheim wie hier im Carl-Zeitler-Kindergarten streikten am Frauentag, Einrichtungen waren geschlossen.
Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen: Erzieherinnen auch aus Forchheim wie hier im Carl-Zeitler-Kindergarten streikten am Frauentag, Einrichtungen waren geschlossen.
Stephan Großmann
Stephan Großmann von Stephan Großmann Fränkischer Tag
Forchheim – Forchheims Erzieherinnen reicht’s: Sie machen wie Tausende Kolleginnen Druck auf die Arbeitgeber im Öffentlichen Dienst. Der Zeitpunkt am internationalen Frauentag hat symbolischen Charakter.

Wer sein Kind am Mittwoch in einer städtischen Kindertagesstätte betreuen lassen wollte, hatte unter Umständen schlechte Karten.

Auch aus dem Kreis Forchheim beteiligten sich zahlreiche Beschäftigte aus Kitas und Sozialeinrichtungen an den bundesweit stattfindenden Warnstreiks, etliche Einrichtungen blieben geschlossen.

Gut 80 Streikende sammelten sich in Forchheim, von dort ging es zur Kundgebung nach Nürnberg.
Gut 80 Streikende sammelten sich in Forchheim, von dort ging es zur Kundgebung nach Nürnberg.
Stephan Großmann

Darum geht es Forchheims Erzieherinnen

„Es geht uns vor allem auch darum, dass wir alle Plätze belegen können. Dass wir Personal finden und halten können“, sagt Monika Kaiser, Leiterin einer städtischen Kita in Forchheim. Dafür brauche es bessere Rahmenbedingungen.

Und: mehr Geld. Sagt auch Kathrin Wölkel, Kita-Leiterin aus Eggolsheim. Sie engagiert sich seit Jahren bei Streiks solcher Art, trotz ausbleibenden oder zumindest überschaubaren Erfolgs. „Wir können uns schließlich nur verbessern.“

Verdi ruft Beschäftigte zum Streik

Aufgerufen zum Ausstand waren alle Kindertagesstätten der Stadt Forchheim sowie der Sozialdienst des Jugendamts, der Sozialdienst des Landratsamtes und die Lebenshilfe-Werkstätten.

Aufgerufen hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Aufgerufen hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Stephan Großmann

Laut Auskunft von Stadtsprecherin Birgit Herrnleben beteiligten sich aus Forchheim insgesamt 52 von insgesamt 107 Erziehern, Kinderpflegern und Assistenzkräften. Hinzu kamen alle Kindertagesstätten des Marktes Eggolsheim sowie die Kita Lohe der Gemeinde Hausen.

Mit dabei auch die Lebenshilfe.
Mit dabei auch die Lebenshilfe.
Stephan Großmann

Das sagen die Eltern zum Warnstreik von Verdi

Und die Eltern? Laut Kathrin Wölkel aus Eggolsheim hätten Sie und ihre Kolleginnen viel Rückendeckung aus der Elternschaft erfahren.

Auch, weil laut Gewerkschaft Verdi die Eltern frühzeitig informiert worden seien und Notgruppen einberufen worden.

Diesen Eindruck erwecken auch die Aussagen dieser Mutter aus dem Landkreis, die lieber anonym bleiben will: „Natürlich ist es nicht toll, Kinder und Arbeit gleichzeitig zu wuppen. Aber ich arbeite für diesen einen Tag einfach im Home-Office. Ich weiß, dass andere Mütter das vielleicht nicht so einfach können“, schreibt sie dem FT.

Viel Offenheit also, die zwar nicht von allen Eltern geteilt werden wird. Aber sicher von einigen. Die Mutter weiter: „Ich finde es wichtig, dass die Erzieherinnen und Erzieher dafür kämpfen, für all die Arbeit, die sie leisten, auch entsprechend entlohnt zu werden. Unsere Erzieher leisten einen tollen Job, das muss man viel mehr wertschätzen.“

Dirk Schneider, Verdi Oberfranken-West: „Bessere Rahmenbedingungen“

Worte, die Dirk Schneider wie Balsam in die Ohren dringen. Der Verdi-Mann hat den Streik in der Region organisiert, ist mit den Beschäftigten nach Nürnberg zur Großkundgebung gefahren.

Dirk Schneider, Verdi Oberfranken-West

Dirk Schneider, Verdi Oberfranken-West, zum Warnstreik der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst in Forchheim und Nürnberg. Video: Stephan Großmann

„Klar ist Geld nicht alles, vor allem müssen sich die Rahmenbedingungen deutlich verbessern“, sagt er. Zumal man bei der letzten Verhandlungsrunde im vorigen Frühjahr nicht alles durchbekommen habe. Die Forderungen jetzt lauten gemäß dem Öffentlichen Dienst: 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro.

Von Forchheim aus ging es für die Streikenden per Bahn nach Nürnberg.
Von Forchheim aus ging es für die Streikenden per Bahn nach Nürnberg.
Stephan Großmann

Reallohnverluste bestmöglich vermeiden

„Wir wollen, dass Beschäftigte durch die Inflation so wenig wie möglich Reallohnverluste hinnehmen müssen“, so Schneider. Von Arbeitgeberseite habe Verdi noch keine ausreichenden Angebote erhalten – daher der erneute Warnstreik.

„Der Soziale Dienst hat eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft. Dass dort die Arbeitsbedingungen so verbesserungswürdig sind, ist fatal.“

Kita-Situation in Forchheim ist angespannt

Wie in vielen Bereichen Deutschlands ist auch in und um Forchheim die Kinderbetreuungssituation sehr angespannt. Laut Zahlen des Forchheimer Jugendamtes fehlten im vergangenen Jahr bei den Unter-Dreijährigen 27 Plätze im Stadtgebiet, bei den Drei- bis Sechsjährigen sogar mehr als 150.

Auf der einen Seite fehlt es noch immer an den Einrichtungen selbst. Auf der anderen Seite schlägt sich der Fachkräftemangel eklatant auf die Branche nieder. Auch um das nachhaltig zu ändern, gehen die Erzieherinnen regelmäßig die Straße.

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